Aphorismen und Kurzgedichte

 

Keine Götter

Ich, der Mensch, habe Feuer gemacht,

das Licht ins Haus gebracht,

gar das Auto erfunden!

Wozu also Götter?

 

Känguru

Das Leben ist ein Känguru:

Es hüpft so durch die Gegend.

 

Beinah abgedankt

Es war einmal

ein kleiner König,

der hatte gar kein Land.

Da zog er einfach so rum und war König,

immer da, wo er grade war.

Als die Zeit für Könige schließlich abgelaufen war,

wurde er bürgerlich.

Nur wenn er ein Geschäft betrat, dann

fühlte er

alte Herrlichkeit

in sich aufsteigen!

 

Brechwurz

Was für ein Auftrag als Pflanze:

Zu keimen,

sich dem Licht entgegen zu recken,

ein Blatt nach dem andren zu entfalten,

bunt zu blühen,

Nektar herzureichen,

für gierige Bienen.

Zu samen, damit auch morgen noch

– oder irgendwann –

einer sie ausgräbt,

die Wurzel zermahlt,

das Pulver verschreibt,

damit einer von kotzt!

 

Aspekte des Veganen

Gepökelter Schweinerückenbraten,

mit Schwarte

im Ofen kross gebacken

Spitzenqualität!

Doch leider bin ich Veganer.

 

Einzelgänger

Es schleicht die Katze in der Nacht

Bis sie die Maus, die Ratte hat

Die Ohren spitz, sie drehen sich

Sie hört nicht zu, sie bleibt für sich.

 

Mallorca

Stell Dir vor, Du kommst nach Malle und

Der Ballermann ausgestorben!

Die Schinkenstraße leergefegt!

Und alle reden plötzlich spanisch!

 

Bye Bye Sommer

Wie  kalt der Herbst ist!

Nebel steigt auf,

Tomaten rollen,

Erde wird zu Matsche,

Regen fällt.

Im Sommer ist es wärmer!

 

Herbstgedicht

Im Herbst im roten sattem Laub

die Sonne tief im späten warmen Hauch

Die Wiesen sind gemäht und letzte Blüten

bald werden übers Feld die starken Stürme wüten

Noch hängen reife Äpfel an den Bäumen.

 

November

Verweht liegt das Laub.

Nebel zieht ins Tal.

Einsam ruft ein Kautz im kahlen Geäst.

Holz in den Ofen.

Ein gutes Buch,

angelehnt an Dich.

 

Nahender Winter

Die Bäume, Sträucher rosten jetzt im Licht

der letzten warmen Strahlen, Vögel fliehen.

Schon stürmt heran das Grau der Wintertage

und das Gemüt gerät nun leicht in schiefe Lage.

 

Damals: Winter 1973 – zu lang, zu kalt

Gott war das ein Winter!

Kalt bis in den Sack

und so verdammt lang wie ein

verdammt lang nur immer sein kann.

Der Osterhase auf Skies,

Amseln, Drosseln, der Fink und alle sonst,

verschieben das Vögeln wahrscheinlich auf den Mai.

Selbst am Horizont der Wettervorhersage

kein Wärmestreifen.

Hoffentlich kommt bald

die Klimakatastrophe!

 

Kurz und knapp

1.

Jung sterben

– und das so spät wie möglich!

2.

Ich glaube nicht,

dass ich noch baden geh

Wenn ich das Wetter seh

3.

Unter dem Baobab

Hänge ich schlapp ab

Denk an dich

 

Wohin ich schau

Nicht rückwärts, nicht runter, nach vorn!

Nicht gestern nicht morgen, jetzt!

Keine Apokalypse im Hirn,

nein danke Johannes!

Nicht in die Sonne,

aber dahin, wo das Sonnenlicht reicht!

Und vom Baum

hol mir einen Apfel, Eva!

 

Notiz eines Schlaflosen

Kann nicht schlafen

Kann nicht wachen

Kann nicht ruhen

Hat mit Dir zu tun

 

Schafgezähle

Tagesmatt, die Augen fingen an zu lügen,

schwiffen meine Träume nach Paris.

Haute Couture – berühmte Meister

Ließen ihre Kleider laufen hüftbeschwingt

Schäfchen zählen eins zwei drei

Wolfbepelzte waren auch dabei.

 

Zeitstehler unterwegs

Wieder Sommerzeit ab heute!

Nur mit Gewalt reißt es mich

aus Morpheusens

homophiler Umarmung

in den kalten Morgen.

Wo ist meine Stunde?

Wo schlägt sie?

Wem?

Wahrscheinlich macht sich einer

nen lauen Lenz

mit den ganzen geklauten Stunden!

 

Der Schlafanzug oder die

unpassende Garderobe

Du fühlst Dich wie Seide an

Ich verwühle Dich

Die Kerze schummert

Verwischt Dein Gesicht

Aber verdammt!

Warum muß eine Schicht Lagerfeld

Zwischen Dir und mir sein?

 

Du hast mir so gefehlt

Du hast mir so gefehlt,

wie der Wüste das Wasser,

wie den Gipfeln der Schnee

wie den Wassern die Küste,

die sie sanft mit den Wellen umspülen.

 

Wo Du?

Du fragst Dich was es ist,

dass Du mich so vermisst,

Es ist kein Punk kein Rapp kein blue

Nur ganz normales Voodoo (bzw. wo du?)

 

Solange

Solange ich nicht das sagen kann,

was ich Dir gerne erklären möchte,

dass ich es auch falsch mache.

Solange ich auf meine Weise

der Henker unseres Glücks bin,

kann ich Dir selbst das nicht verübeln:

dass Du mir meinen Fotoapparat

an den Kopf geworfen hast.

 

Sabine weg

Wo ist der Honigduft?

Und das leise Summen deines Daseins?

Wo die Wärme grade jetzt im viel zu kalten Frühjahr?

Ausgeflogen! Irgendwo bei einer anderen Blüte,

anstatt hier

bei mir

 

Bond, James Bond

Als James Bond alle Bösen getötet

und mit der Schönsten

endlich ans machen ging,

kam der Abspann.

Und ich

war plötzlich wieder ich.

 

Winner und Looser

Rocky Balboa gewinnt dann doch noch,

James Bond kommt immer davon,

Rambo macht alle platt,

Indy findet seinen Schatz,

Captain Kirk bringt das Schiff jedes Mal raus,

und irgendwie haben zum Schluss alle

die Hauptdarstellerin im Bett.

Nur ich bin im falschen Film!

 

Sehr weit entfernt

Ausgerutscht auf einer Schleimbahn

aus nassem Dreck,

hingeknallt kugele ich über den

glitschigen Bürgersteig,

besudelt wie eine Schlammringkämpferin

nach der dritten Runde,

weit entfernt, das spaßig zu finden!

Sehr weit entfernt!

 

Endspiel

Die Schlacht tobt mitten im Zimmer

ganz kleine Männchen laufen über den Bildschirm,

der Getretene ist

oft der Ball.

Aus dem Fernseher klappern Abseitsfallen,

gelbe Karten werden gezeigt,

und wieder weggesteckt.

Steilpässe werden geschlagen

und kommen trotzdem nicht an,

ich geh erst mal aufs Klo.

Nach 120 Minuten

einigt man sich auf

ein Elfmeterschießen.

Schließlich muss es ja

einen Verlierer geben!